Vorsorgeuntersuchungen am Gebärmutterhals:
Über HP-Viren, deren Impfung, und Zellveränderungen am Muttermund
Was sind HP-Viren?
Bei den Papillomaviren (Humanpapillomavirus = HPV) handelt es sich um eine sehr verbreitete Virusgruppe, 124 HPV-Typen sind bisher beschrieben. Etwa 30 davon infizieren fast ausschließlich Haut und Schleimhaut im Anogenitalbereich (= Anus und Genitalien). Die genitalen HPV-Typen lassen sich generell in zwei Gruppen einteilen, die Niedrigrisiko- (=low risk-) und die Hochrisiko- (=high risk-) Typen. Die Einteilung geschieht aufgrund der möglichen Auswirkungen des Virus:
Die low risk-Typen sind die Erreger, die zu Genitalwarzen führen können, während die high risk-Typen die Zellen am Muttermund beeinflussen können und es bei chronischer Infektion zu Zellveränderung am Muttermund (=Zervix-Dysplasie) kommen kann. HP-Viren werden vor allem beim Geschlechtsverkehr übertragen, Kondome bieten nur beschränkt Schutz.
Es wird geschätzt, dass in der Schweiz 70-80% der Bevölkerung in ihrem Leben irgendwann eine HPV-Infektion haben. Jedoch entwickelt die grosse Mehrzahl der Frauen und Männer die mit dem HP-Virus in Kontakt kommen, weder Warzen noch verändern sich die Zellen am Muttermund. Sehr oft verläuft eine Infektion ganz ohne Krankheitszeichen (egal ob high risk- oder low risk-Typen) und werden deshalb gar nicht diagnostiziert.
Kommt es jedoch zu einer Chronifizierung der Infektion mit HP-Viren, können diese in Kombination mit einem geschwächten Immunsystem (z.B. durch Rauchen, Stress oder Infektionen) im Laufe der Zeit zu Zellveränderungen am Muttermund (=Dysplasie) führen. Die meisten Veränderungen sind vorübergehend (siehe Abbildung 1) und können durch regelmässig durchgeführte Kontrollen (= PAP-Test, ="Krebs"abstrich =zytologisches Screening) entdeckt und beobachtet werden.
Bleibt eine solche Veränderung längere Zeit bestehen und verstärkt sich, wäre ohne Behandlung die Entwicklung zu einer Krebsvorstufe (=Präkanzerose) oder zu Gebärmutterhalskrebs möglich. Bei einem länger bestehenden auffälligen Befund werden deshalb weitere Untersuchungen (Kolposkopie, Biopsie) sinnvoll, um eine genauere Beurteilung zu ermöglichen. Bei Handlungsbedarf wird dann ein operativer Eingriff am Muttermund durchgeführt. Bei uns ist dieses Früherkennungsprogramm seit den 1970 Jahren etabliert und hat die Rate der an Gebärmutterhalskrebs erkrankten Frauen sehr deutlich reduziert.
Mehr Informationen und die Empfehlungen von der schweizerischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe zu den empfohlenen Kontrollen finden sich mit unterstehendem Link:
http://www.sggg.ch/news/detail/1/empfehlungen-zum-pap-abstrich/
Zur Impfung:
In vielen industriellen Ländern empfehlen die nationalen Gesundheitsbehörden jungen Mädchen, und seit 2015 auch jungen Knaben, sich gegen humane Papillomviren (HPV) impfen zu lassen. Es wird empfohlen vor Beginn der sexuellen Aktivität zu immunisieren. Für eine Grundimmunisierung sind vor dem 15. Geburtstag zwei Injektionen im Abstand von sechs Monaten notwendig und ab dem 15. Geburtstag drei Injektionen über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten. Die Kosten für die empfohlene dreimalige Impfung beläuft sich auf ca. Fr. 500.- pro Person und wird von den meisten Kantonen via Krankenkasse übernommen.
Immer wieder wird fälschlicherweise angenommen, die Impfung gegen HPV sei eine Impfung gegen Krebs. Dies ist nicht der Fall, die Impfung schützt im besten Fall gegen eine Infektion mit den HPV Typen 6,11,16 und 18 und deren mögliche Folgen. Die Impfung ist auch kein Ersatz für die Früherkennungsuntersuchung - unter anderem auch, weil nicht gegen alle vorkommenden Virustypen geimpft werden kann.
Empfehlung des BAG:
http://www.bag.admin.ch/themen/medizin/00682/00684/03853/
Zur Zeit werden in der Schweiz zwei verschiedene Impfungen mit HP-Viren angeboten:
Cervarix® HPV 16/18 ( zwei High-Risk Typen)
Gardasil® HPV 6/18 HPV-11/16 (zwei High-Risk Typen, zwei Low-Risk Typen)
Die Impfungen enthalten gentechnisch hergestellte Teile der Virushüllen der obgenannten HPV-Typen und kein aktives Genmaterial. Durch den Zusatz einer Aluminiumverbindung wird die Antikörperbildung angeregt.
Mögliche Nebenwirkungen der Impfung sind: Lokalreaktionen an der Injektionsstelle (Schmerz, Schwellung, Rötung, Juckreiz), häufig Fieber und Kopfschmerzen, selten allergische Reaktionen. Ob sich im Laufe der Jahre noch andere, möglicherweise schwere Nebenwirkungen herausstellen, ist noch nicht bekannt. Zudem ist ungewiss, wie lange der Impfschutz anhält und ob bzw. wann eine Auffrischimpfung erfolgen muss.
Fazit:
Die Impfung wurde entwickelt, um dem Gebärmutterhalskrebs vorzubeugen, respektive die Erkrankungsrate weiter zu senken. Ob dieses Ziel erreicht werden kann, ist auf Grund der heutigen Datenlage nicht schlüssig geklärt. Ebenso unklar ist, ob die Entstehung von bösartigen Zellveränderungen, also Krebs, einzig und allein einem Virus in die Schuhe zu schieben ist. Wir sind überzeugt, dass solche Zellveränderungen erst dann entstehen können, wenn das Immunsystem geschwächt ist. Daher ist die Stärkung des gesamten Menschen der wichtigste Ansatz zur Behandlung bei auffälligen Zellabstrichen.
Weitere Informationen:
Ein Rundmail von Heide Fischer, Ärztin für Frauen-Naturheilkunde in Freiburg im Breisgau (www.frauen-naturheilkunde.de), Abdruck mit Einverständnis der Autorin:
HPV-Impfung – Nutzen, Risiken, neue Daten
Der Einführung der Impfung gingen jahrelange Forschungen um den Zusammenhang zwischen den so genannten Human-Papilloma-Viren und der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs voraus. Vor der Einführung des vorsorglichen Abstriches 1971 war dies die häufigste Krebsart bei Frauen. Heute liegt diese Erkrankung dank Früherkennung, verbessertem Hygiene- und Lebensstandard auf Platz 12. Es werden 70% aller Fälle von Gebärmutterhalskrebs mit einer lang andauernden Infektion mit Hochrisiko-Papillomaviren in Verbindung gebracht. Von diesen gibt es rund 14 verschiedene Arten, die HPV-Typen 16 und 18 sind dabei besonders im Visier. Mehr als die Hälfte aller Frauen durchläuft im Laufe ihres Lebens eine solche Infektion. Aber Viren kommen und gehen, je nachdem, wie das Immunsystem damit umgehen kann. Nur in wenigen Fällen, nach jahrelanger Dauerentzündung und mit ziemlicher Sicherheit nur im Zusammenhang mit weiteren Faktoren entwickelt sich eine Krebserkrankung. Da die Impfung vor dem ersten sexuellen Kontakt erfolgen sollte, geht seit 2005 in der Schweiz (Ende 2006 in Deutschland) die Empfehlung an Mädchen zwischen 11 und 14 (und ihre besorgten Mütter), seit 2015 in der Schweiz auch an Jungen und junge Männer zwischen 11 und 26, sich den Impfschutz mit drei in Abständen verabreichten Spritzen geben zu lassen. Das Präparat Gardasil impft neben HPV 16 und 18 auch zwei Niedrigrisikoviren mit, die bei beiden Geschlechtern Genitalwarzen verursachen können. Die Akzeptanz der Impfung liegt in Deutschland bei 40%, was sicher auch damit zusammenhängt, dass z. T. schwere Nebenwirkungen auftreten können und die Dauer des Impfschutzes noch völlig unklar ist. Nach 10 Jahren Impferfahrung ist zwar die Anzahl leichter Zellveränderungen zurückgegangen, die Krebsstatistik ist jedoch unverändert und man hat festgestellt, dass andere Hochrisikoviren nun gehäufter auftreten. Dies führte nicht zum Überdenken der Effektivität der Impfung, sondern zur Entwicklung eines neuen Impfstoffes Gardasil 9, der weitere Viren einschließt und 2016 in Europa auf den Markt kommt.
Die Bedenken der Gesellschaft anthroposophischer Ärzte Deutschland, die diese in ihrem kostenlosen HPV-Merkblatt (herunterladbar unter www.gaaed.de) schon 2009 äußerte, dass bei einer Impfung nur andere Virentypen in den Vordergrund rücken, ist eingetreten; inwieweit die Impfung Frauen wirklich vor Krebs schützt, ist nach wie vor unklar. Ohnehin sollte mit und ohne Impfung eine regelmäßige Vorsorgeuntersuchung wahrgenommen werden. Ganzheitliche Mediziner empfehlen neben dem Abstrich vom Gebärmutterhals eine Kolposkopie (Untersuchung mit der Lupe) durchführen zu lassen. Eine Testung auf HP-Viren macht erst nach einem auffälligen Ergebnis einen Sinn. Zellveränderungen (Dysplasien) am Muttermund sind in vielen Fällen naturheilkundlich gut behandelbar. Fragen Sie in Frauengesundheitszentren und ganzheitlichen Frauenpraxen nach.
Vor dem Hintergrund all dieser offenen Fragen möchte ich junge Mädchen vor allem ermutigen, einen gesunden Lebensstil zu pflegen, verantwortlich mit ihrer Sexualität umzugehen und sich vor Infektionen zu schützen. Die HPV-Impfung umfasst bislang nur 2 von 14 HPV-Typen und nur eine von vielen sexuell übertragbaren Erkrankungen.
Ich wünsche Ihnen und mir einen wachen, kritischen Umgang mit den Segen der modernen Medizin und nichtsdestotrotz viel frühlingshafte Leichtigkeit
Herzliche Grüße
Ihre Heide Fischer